Der Plenterwald in Couvet

18. Februar 2019

Wo Schönheit und Nutzen zusammenfinden.

Im Jahr 1881 durchströmte Henry Biolley im Wald von L’Envers in Couvet eine Vision: In Couvet sollte der erste Plenterwald der Schweiz entstehen. Der Plenterwald – das ist das lebendige Gegenstück zur schachbrettartigen Forstbewirtschaftung, die im 19. Jahrhundert in der Schweiz betrieben wurde.

Statt Waldabschnitte grossflächig mit derselben Baumart aufzuforsten und nach dem Wachstum die gesamte Waldfläche kahl zu schlagen, setzt das System des Plenterwaldes auf die Vielfalt: Die verschiedensten Baumarten wachsen in unterschiedlichsten Alterszuständen nebeneinander. Nicht ohne Bedenken sah man dem damals erst 23-jährigen Jungspund bei seinem Treiben zu, zumal dieser erst ein Jahr zuvor zum Kreisförster des Val-de-Travers ernannt wurde.

Doch die dann folgende 37-jährige Wirkungszeit von Henry Biolley sollte bei künftigen Förstergenerationen weltweit als Symbol für fortschrittliche Forstwirtschaft in Erinnerung bleiben. Kein anderer Wald der Welt wurde dessen Entwicklung über eine Zeitspanne von mehr als 135 Jahren nach unveränderten Regeln gemessen und wie die Wälder von Couvet behandelt.

Doch was macht den Plenterwald so besonders? Weil in Couvet grosse und kleine Bäume nebeneinander wachsen, fällt immer genügend Licht auf die Böden, welches das Heranwachsen kleiner Sämlinge fördert. Der Wald verjüngt sich also selbstständig.

Die grossen Bäume dagegen verfügen über genügend Platz und werden jährlich um ein Vielfaches breiter als Bäume in einem gleichförmigen Schlagwald. Die Förster arbeiten dabei mit Vorsicht und Erfahrung – sie fällen Bäume, die erfolgversprechenderen Nachkömmlingen vor der Sonne stehen oder ältere Bäume in ihrem Wachstum einschränken. Dadurch wird jedes Jahr Holz gefällt, und die Förster können mit einer konstanten Ernte planen. Die festen Wurzeln der alten Bäume sichern den Boden ständig vor Erdrutschen und säubern das Wasser der Umgebung. Im Vergleich zu anderen Methoden ist der Betrieb des Plenterwaldes sogar mit weit weniger Aufwand verbunden. Oder um es mit den Worten Henry Biolleys zu sagen: «Der Förster dieses Waldes geniesst das seltene Privileg, das Schöne zu erreichen, indem er das Nützliche sucht.»


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